Ein Stelldichein wahrer Schätzchen
Mehr als 100 Fahrzeuge präsentierten sich beim Preetzer Open Air Oldtimer Museum
"Ein alter Trecker ist wie eine schöne Nachbarin - Anschauen: Ja, Anfassen: Nein!" stand auf dem Schild des feuerroten "Porsche Diesel", Baujahr 1961, der ebenso wie die anderen Schmuckstücke beim "Open Air Oldtimer Museum" auf dem Preetzer Marktplatz am Sonntag stets dicht umlagert war.
Weit mehr als 100 Fahrzeuge, darunter alte Lastkraftwagen, ein Cabrio-Bus, gemütlich blubbernde Trecker, auf Hochglanz polierte Limousinen sowie Motorräder und -roller konnten von den zahlreichen Besuchern bestaunt werden. Bereitwillig erklärten und zeigten die jeweiligen Eigentümer jedes Detail und freuten sich über die vielen Fotos, die von den liebevoll restaurierten Fahrzeugen gemacht wurden.
"Ich bin einfach stolz, Besitzer eines fahrbaren Museums zu sein", strahlte Arnulf Boller aus Neustadt mit seinem "Renault 4 CV", Baujahr 1950, um die Wette. Schließlich präsentiert er nicht nur das Auto - alles übrigens im Originalzustand - auch das gesamte Interieur vom Koffer über den großen Teddy auf dem Beifahrersitz bis hin zum Klapptisch und dem Holzroller auf dem Dachgepäckträger stammt aus der Zeit um 1950, und selbst Arnulf Bollers Kleidung mit karierten Hosen, kariertem Sakko und dazu passender Schiebermütze entspricht der damaligen Mode.
Zu den ältesten Stücken des zweiten Preetzer Oldtimertreffens, das Peter Dorn aus Krokau und Kay Kiehne aus Malente organisiert hatten, gehörte der Glühkopf-Motor des Typs "Björneborg BMV" aus Finnland, gebaut 1920, mit dem in Karelien (einst Grenzregion zwischen Finnland und Sowjetunion - heute eigenständige Republik) Holz gesägt wurde.
Nicht nur der "Renault 4 CV" aus dem Jahre 1950
ist sehenswert, auch das gesamte Interieur und der Kleidungsstil des Oldtimer-Fans Arnulf Boller passen in diese Zeit. Fotos A. Gothsch
Viele Fragen musste auch Jürgen Sütel aus Ottendorf immer wieder beantworten und neugierigen Besuchern sein rollendes Hotelzimmer zeigen: mit geräumigen Wohnraum inklusive Fernseher und Musikanlage, Waschraum und Schlafzimmer - eingebaut in ein ehemaliges Speditionsfahrzeug aus dem Jahre 1973. Vor fünfeinhalb Jahren hatte der frühere Chef eines Kieler Busunternehmens das gute Stück erworben, das nach dem Einsatz bei einer Rendsburger Spedition mindestens acht Jahre lang auf einem Schrottplatz gestanden hatte. "Bestimmt 50.000 Euro habe ich da reingesteckt und mit zwei Freunden zweieinhalb Jahre daran geschraubt, bis alles wieder lief und aussah wie neu", erzählte der Hobby-Sammler alter Nutzfahrzeuge, der der bundesweit organisierten "Nutzfahrzeug-Veteranen-Gemeinschaft" angehört.
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